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24. April 2025

Angebotskommunikation in Frankreich

Sebastian Mitter
24. April 2025
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Angebotskommunikation in Frankreich

Was das Ende des "Oui Pub"-Experiments für den Handel bedeutet.

Angebotskommunikation in Frankreich

Was das Ende des "Oui Pub"-Experiments für den Handel bedeutet.

Am 10. April 2025 gab das fran­zö­si­sche Minis­te­ri­um für öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on offi­zi­ell bekannt: Das gro­ße “Oui Pub”-Experiment endet zum 1. Mai 2025 (CGDD, 2025). Damit kehrt Frank­reich zur klas­si­schen “Stop Pub”-Regelung zurück (die der deut­schen Rege­lung mit dem Anbrin­gen eines „bit­te kei­ne Wer­bung“ Auf­kle­bers am Brief­kas­ten ent­spricht), bei der Ver­brau­cher Wer­bung nur erhal­ten, wenn sie die­ser nicht aktiv wider­spre­chen. Die Ent­schei­dung folgt auf eine umfas­sen­de Eva­lu­ie­rung, die kei­ne aus­rei­chen­de Grund­la­ge für eine lan­des­wei­te Ein­füh­rung des Opt-in-Modells lieferte.

Auswirkungen auf den Handel: Reichweite verloren, Strategie gezwungen angepasst

Die Initia­ti­ve hat­te das Ziel, unadres­sier­te Wer­bung nach­hal­ti­ger zu gestal­ten. Tat­säch­lich jedoch führ­te das Expe­ri­ment zu deut­li­chen Pro­ble­men für den sta­tio­nä­ren Han­del in den Test­ge­bie­ten: Rück­gän­ge beim Kun­den­ver­kehr, Umsatz­ein­brü­che und der Ver­lust eines zen­tra­len Kanals der Ange­bots­kom­mu­ni­ka­ti­on. Unter­neh­men waren gezwun­gen, ihre Mar­ke­ting­stra­te­gien kurz­fris­tig zu über­den­ken – mit digi­ta­len Alter­na­ti­ven, die die gewohn­te Leis­tungs­fä­hig­keit jedoch oft nicht erreichten.

Jobmotor und Wirtschaftsfaktor: Der unterschätzte Wert des Prospekts

Die Stu­di­en­ergeb­nis­se der IGEDD zei­gen deut­lich: Beson­ders die mit der Pro­spekt­ver­tei­lung ver­bun­de­nen Sek­to­ren waren mas­siv betrof­fen. Dru­cke­rei­en, Zustell­diens­te und loka­le Medi­en­an­bie­ter lit­ten unter dem Rück­gang. Es kam zu Reor­ga­ni­sa­tio­nen, Stel­len­ver­lus­ten und wirt­schaft­li­chen Ver­wer­fun­gen – auch außer­halb der Test­zo­nen. Das Medi­um Pro­spekt ist also nicht nur ein Ver­kaufs­trei­ber, son­dern auch Teil loka­ler Wirtschaftskreisläufe.

Verbraucherakzeptanz: Zwischen Informationsverlust und Intransparenz

Vie­le Haus­hal­te in den Pilot­ge­bie­ten wuss­ten gar nicht, dass sie Teil eines Expe­ri­ments waren. Die Akzep­tanz für das neue Sys­tem blieb nied­rig und inho­mo­gen. Dort, wo weni­ger als 30 % der Brief­käs­ten mit einem “Oui Pub”-Aufkleber ver­se­hen waren, stell­ten Dienst­leis­ter die Zustel­lung teil­wei­se ganz ein. Der Infor­ma­ti­ons­fluss zwi­schen Han­del und Kon­su­men­ten wur­de unter­bro­chen – mit rea­len Fol­gen für den Absatz.

Digitalisierungstrend und Medienrealität

Gleich­zei­tig befand sich der Wer­be­markt ohne­hin im Wan­del. Die IGEDD bestä­tigt, dass vie­le Händ­ler par­al­lel zu “Oui Pub” bereits digi­ta­le Kanä­le aus­ge­baut hat­ten – aller­dings mit begrenz­ter Wirk­sam­keit, vor allem im länd­li­chen Raum. Dies deckt sich mit aktu­el­len Pro­gno­sen von Gart­ner: Bis Ende 2025 wer­den 50 % der Ver­brau­cher ihre Nut­zung der wich­tigs­ten sozia­len Platt­for­men deut­lich ein­schrän­ken, unter ande­rem auf­grund von Qua­li­täts­be­den­ken und Fehl­in­for­ma­ti­ons­ri­si­ken durch KI.

Ein Signal für Europa: Der Briefkasten bleibt relevant

Frank­reich sen­det mit sei­ner Ent­schei­dung ein star­kes Signal an ande­re euro­päi­sche Märk­te: Das bewähr­te “Stop Pub”-System bleibt Grund­la­ge für kon­sis­ten­te, ver­läss­li­che Haus­halts­wer­bung. Der phy­si­sche Brief­kas­ten ist nicht nur rechts­si­cher erreich­bar, son­dern auch unab­hän­gig von digi­ta­len Bar­rie­ren und Algo­rith­men – ein wich­ti­ger Fak­tor für den Einzelhandel.

Empfehlung an Handelsmarketer: Hybrid denken, lokal handeln

Die Zukunft der Ange­bots­kom­mu­ni­ka­ti­on liegt im intel­li­gen­ten Media Mix. Wer heu­te lokal erfolg­reich kom­mu­ni­zie­ren will, soll­te phy­si­sche und digi­ta­le Kanä­le kom­bi­nie­ren. Der Pro­spekt – gedruckt, auf­merk­sam­keits­stark, ver­trau­ens­voll – bleibt dabei ein Joker im Media-Mix, vor allem in Kom­bi­na­ti­on mit intel­li­gen­tem Geo­tar­ge­ting und Drive-to-Store-Kampagnen.

Der Super-Touchpoint Briefkasten

Frank­reich zeigt: Ohne flä­chen­de­cken­de Reich­wei­te bricht der Kon­takt zum Kun­den weg. Der sta­tio­nä­re Han­del braucht ver­läss­li­che Kanä­le, um Ange­bo­te sicht­bar zu machen. Der Brief­kas­ten ist und bleibt ein Super-Touch­point. Han­dels­un­ter­neh­men soll­ten das Momen­tum nut­zen – und ihre Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gien jetzt zukunfts­si­cher aufstellen.

Quel­len:
- Com­mis­sa­ri­at Géné­ral au Déve­lo­p­pe­ment Dura­ble (2025), “Lett­re aux ter­ri­toires pilo­tes Oui Pub”, 10. April 2025.
- Inspec­tion Géné­ra­le de l’Emploi et du Déve­lo­p­pe­ment Dura­ble (IGEDD), “Éva­lua­ti­on socio-éco­no­mi­que de l’expérimentation Oui Pub”, Okto­ber 2024.
- Lau­rent Petard im Inter­view mit Media­post, 2024.
- Uni­on Natio­na­le des Indus­tries de l’Impression et de la Com­mu­ni­ca­ti­on (UNIIC), Ana­ly­se vom Sep­tem­ber 2024.
- Gart­ner (2024): “Future of Mar­ke­ting” – Mar­ke­ting Trends und Pro­gno­sen.
- Super­markt Insi­de (2024): “Die fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on im Handelsmarketing.”

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