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17. November 2021

Die Letzte Meile im Spannungsfeld Stadt-Land

Sebastian Mitter
17. November 2021

Die Letzte Meile im Spannungsfeld Stadt-Land

Wie der Mindestlohnsprung räumliche Disparitäten in der Distribution von Wochenzeitungen verstärken wird.

Die ange­kün­dig­te, aber noch nicht ter­mi­nier­te Stei­ge­rung des all­ge­mei­nen Min­dest­loh­nes auf 12,00 EUR pro Stun­de im Jahr 2022 unter Nicht­be­rück­sich­ti­gung der Emp­feh­lun­gen der Min­dest­lohn­kom­mis­si­on führt gegen­wär­tig zu Pla­nungs­un­si­cher­hei­ten bei Wer­be­trei­ben­den und Ver­mark­tern von unadres­sier­ten Medi­en in der Pha­se der Mar­ke­ting­pla­nung für das kom­men­de Jahr.

Da die Per­so­nal­kos­ten in der Gat­tung Anzei­gen­blatt und Zustel­lung neben den gegen­wär­tig infla­tio­när anstei­gen­den Papier­prei­sen den wesent­li­chen Kos­ten­fak­tor der Dienst­leis­tung dar­stel­len, wer­den ver­läss­li­che Daten zu den lokal vor­lie­gen­den Kos­ten für eine Zustel­lung benö­tigt. Im Rah­men einer ambi­tio­nier­ten deutsch­land­wei­ten Model­lie­rung kann pro­s­pe­ga auf die­se Daten zu Ana­ly­se­zwe­cken zugreifen.

Geschwindigkeiten regionaler Zustellung von unadressierten Printmedien in Deutschland

Seit der Ein­füh­rung des Min­dest­loh­nes zum Janu­ar 2015 model­liert die Media­agen­tur pro­s­pe­ga lokal dif­fe­ren­zier­te Kos­ten für die Dis­tri­bu­ti­on von Print­me­di­en und unadres­sier­ten Wer­be­mit­teln mit einem sich stän­dig ver­fei­nern­den Algo­rith­mus. Der eigens vom Geo­Ana­ly­tics-Depart­ment der pro­s­pe­ga GmbH ent­wi­ckel­te Min­dest­lohn­kos­ten­si­mu­la­tor (Last Mile Simu­la­tor) ermög­licht es, durch die geschick­te Ver­schnei­dung von exter­nen Daten wie dem von der EU geför­der­ten Land­nut­zungs­klas­si­fi­ka­ti­ons­pro­jekt “CORINE Land Cover” sowie Open­Street­Map-Daten mit Infor­ma­tio­nen aus dem Zustell­rou­ten-Pla­nungs­tool “Time­Fit” kon­kre­te Aus­sa­gen über die durch­schnitt­li­chen Zustell­ge­schwin­dig­kei­ten auf der letz­ten Mei­le zu tref­fen. Um die Bench­mark­fä­hig­keit loka­ler Media­prei­se und die Ver­gleich­bar­keit von Zustell­leis­tun­gen in städ­ti­schen und länd­li­chen Gebie­ten zu gewähr­leis­ten, flie­ßen zudem Varia­blen in Form von rea­len Gang­fol­gen, Lauf­zei­ten und Geschwin­dig­kei­ten von aus­ge­wähl­ten Zustel­lern aus meh­re­ren Bun­des­län­dern, die bran­chen­wei­ten Stan­dards zu Steck­zei­ten und Berech­nun­gen zu logis­ti­schen Vor­gän­gen sowie aktu­el­le Geo­ba­sis­da­ten auf mikro­geo­gra­phi­scher Ebe­ne, in das Modell ein.

Welche Einflussgröße hat nun die räumliche Ausstattung auf Zustellzeiten und damit auch durch die Mindestlohnregelung auf die Kosten einer Zustellung? 

Wie auf der kar­to­gra­phi­schen Dar­stel­lung zu sehen ist, bil­det das durch Trai­nings­ge­bie­te kali­brier­te Modell für das gesam­te Bun­des­ge­biet detail­lier­te Pro­gno­sen ab. Dabei wird deut­lich, dass die errech­ne­ten Zustell­quo­ten zwi­schen den hoch­ver­dich­te­ten Groß­stadt­struk­tu­ren wie z.B. in Ber­lin-Tem­pel­hof/­Schö­ne­berg mit Extrem­wer­ten über 500 Haus­hal­ten pro Stun­de und der weit­läu­fi­gen, teils zer­sie­del­ten Bebau­ung des peri­phe­ren länd­li­chen Raums mit Zustell­wer­ten von etwa 30 Haus­hal­ten pro Stun­de (z.B. Gemein­de Ges­lau im Land­kreis Ans­bach) stark divergieren.

Statistik zu unterschiedlichen Geschwindigkeiten in der Haushaltszustellung pro Stunde in Deutschland

Der Medi­an in der Zustel­lung von Haus­hal­ten pro Stun­de als der Wert, der genau in der Mit­te die­ser Daten­ver­tei­lung liegt wird aktu­ell nach der vor­lie­gen­den Model­lie­rung bei 89 simu­liert. Die star­ke Sprei­zung der Zustell­leis­tung pro Stun­de in Deutsch­land wird nach Ana­ly­se der pro­s­pe­ga als haupt­säch­li­cher Fak­tor von der Sied­lungs­dich­te ver­ur­sacht, die als Wert das Ver­hält­nis der Haus­hal­te bezo­gen auf die Sied­lungs- und Ver­kehrs­flä­che beschreibt.

Wie wird die Letzte Meile reagieren?

Nach der Ein­schät­zung der Media­agen­tur pro­s­pe­ga wer­den die oben beschrie­be­nen Resul­ta­te die Zustell­or­ga­ni­sa­tio­nen in Deutsch­land vor Her­aus­for­de­rung stel­len, wie sich die logis­ti­schen Abläu­fe zur Gewähr­leis­tung einer regel­mä­ßi­gen Dis­tri­bu­ti­on wei­ter opti­mie­re las­sen. In Land­krei­sen, in denen noch meh­re­re Orts­ver­tei­ler­struk­tu­ren par­al­lel in einer Kalen­der­wo­che zustel­len, wird der Druck wach­sen, auf eine gemein­sa­me Struk­tur an nur einem Tag die Ver­tei­lung zu kon­zen­trie­ren. Gera­de in sehr länd­li­chen, sied­lungs­struk­tu­rell klein­tei­li­gen und topo­gra­phisch für eine Zustel­lung ungüns­ti­gen Räu­men wer­den die in Städ­ten bei Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern häu­fig anzu­tref­fen­den Abla­ge­stel­len in Form von Wer­be­bo­xen oder Aus­la­gen beim loka­len Ein­zel­han­del auch auf dem Land häu­fi­ger anzu­tref­fen sein. Der sich schlei­chend bei immer mehr Ver­mark­tern bemerk­bar­ma­chen­de Tou­renzwang (Ver­knüp­fung von loka­len Gebie­ten zu  soge­nann­ten Bele­gungs­ein­hei­ten) als eine Reduk­ti­on von räum­li­chen Selek­ti­ons­mög­lich­kei­ten, um logis­ti­sche Ver­ar­bei­tungs­pro­zes­se zu beschleu­ni­gen, wird sich wei­ter ausbreiten.

Im Rah­men der Bera­tung bei der pro­s­pe­ga man­da­tier­ter Han­dels­kun­den wer­den die Ergeb­nis­se der Simu­la­ti­on von Ver­än­de­run­gen in der Kos­ten­struk­tur der letz­ten Mei­le dafür ein­ge­setzt, opti­ma­le Media­plä­ne für 2022 zu erstel­len, um die Fähig­keit des Han­dels zu erhal­ten, mit intel­li­gen­ter loka­ler Ange­bots­kom­mu­ni­ka­ti­on die Kun­den immer wie­der anzu­spre­chen und zu gewin­nen. Gera­de inner­halb hoch­ver­dich­te­ter Groß­stadt­struk­tu­ren kann auch eine Chan­ce dar­in lie­gen, dass die Teil­zeit­ar­beit als in der Nach­bar­schaft akti­ver loka­ler Orts­ver­tei­ler durch den stei­gen­den Lohn an Attrak­ti­vi­tät wei­ter gewinnt, was sich auf die Qua­li­tät der Zustell­dienst­leis­tung und Reich­wei­te der aus­ge­tra­ge­ne­ne Medi­en posi­tiv aus­wir­ken kann.

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