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28. April 2022

Über den Zaun geblickt

Sebastian Mitter
28. April 2022

Inno­va­ti­ve For­men von Mar­ke­ting-Tech­no­lo­gien ermög­li­chen es Han­dels­un­ter­neh­men, die Schnitt­stel­le zwi­schen Online- und sta­tio­nä­rem Han­del immer bes­ser zu nut­zen. Gera­de der Geo­fence bie­tet hier­bei span­nen­de Anwen­dungs­mög­lich­kei­ten für Ein­zel­händ­ler mit loka­len Geschäf­ten. Eini­ge Händ­ler nut­zen bereits die Vor­tei­le die­ser Tech­no­lo­gie. Ein Pri­mär­ziel dabei ist die Stär­kung des Abver­kaufs. Außer­dem lässt sich die Bekannt­heit des sta­tio­nä­ren Stand­orts deut­lich erhöhen.

Doch was genau versteht man unter einem Geofence?

Die wört­li­che Über­set­zung „geo­gra­phi­scher Zaun“ lässt kaum Rück­schlüs­se auf die Bedeu­tung und Ein­satz­mög­lich­kei­ten die­ses Mar­ke­ting-Instru­ments zu. Begin­nen wir des­halb zunächst mit einer kur­zen Defi­ni­ti­on. Unter einem Geo­fence ver­steht man die vir­tu­el­le räum­li­che Abgren­zung eines Geschäfts in einem räum­li­chen Koor­di­na­ten­sys­tem (sie­he Abbil­dung 1: gestri­chel­te Lini­en). Die Fest­le­gung eines sol­chen Geo­fen­ces erfolgt zumeist auf Grund­la­ge der Gebäu­de­struk­tur des rea­len Markts, wie in Abbil­dung 1 bei­spiel­haft dar­ge­stellt. Zu berück­sich­ti­gen ist hier­bei, dass die Über­ein­stim­mung der ver­wen­de­ten Koor­di­na­ten mit der tat­säch­li­chen räum­li­chen Situa­ti­on immer an die Genau­ig­keit des ver­wen­de­ten räum­li­chen Refe­renz­sys­tems gekop­pelt ist. Bei der Aus­steue­rung des Geo­fen­ces soll­te, wie in Abbil­dung 1 gezeigt, ein zusätz­li­cher Puf­fer­be­reich von 10–50 Metern, der z.B. Park­plät­ze umfasst, berück­sich­tig wer­den. Außer­dem kann ein Geo­fence in einer ver­ein­fach­ten Form nicht an die Markt­form ange­passt, son­dern radi­al um einen fest­ge­leg­ten Punkt z.B. den Mit­tel­punkt eines Geschäfts fest­ge­legt wer­den. Es ent­steht hier­bei ein kreis­för­mi­ger Geo­fence, wel­cher bei­spiels­wei­se in einer Fuß­gän­ger­zo­ne oder um ein Out­let Sinn erge­ben könn­te. Damit las­sen sich auch poten­ti­el­le Kun­den gewin­nen, die sich vor den Geschäf­ten der Kon­kur­renz aufhalten.

Abbildung 2: Marktaufbau und Beacon-Standorte im Beispielmarkt

Abbil­dung 1: bei­spiel­haf­te Geo­fen­ces um Bei­spiel­markt (blau) und Wett­be­werbs­stand­or­te (rot)

Drive-to-Store — mehr Kundenverkehr für das Geschäft

Nach der Fest­le­gung und räum­li­chen Ver­or­tung des Geo­fen­ces stellt sich die Fra­ge, wie die­ser „vir­tu­el­le Zaun“ in der Pra­xis hilft, Men­schen zum ein- oder mehr­ma­li­gen Ein­kauf in einem bestimm­ten Geschäft zu bewe­gen. Im Rah­men einer Dri­ve-to-Store Kam­pa­gne kön­nen Geo­fen­ces ein rele­van­ter Bestand­teil sein. Sie wer­den dabei als Bin­de­glied im soge­nann­ten Dri­ve-to-Store Mar­ke­ting ein­ge­setzt. Bei die­ser Mar­ke­ting-Form wer­den geeig­ne­te Ange­bo­te reich­wei­ten­stark und kanal­über­grei­fend online sowie über Radio­fre­quen­zen bewor­ben. Wenn der Emp­fän­ger der Wer­bung nun Inter­es­se an den bewor­be­nen Pro­duk­ten ent­wi­ckelt, besteht die Mög­lich­keit, dass er sich im Inter­net dar­über infor­miert. Dies erhöht die Wahr­schein­lich­keit dass der soge­nann­te ROPO-Effekt (Rese­arch Online – Purcha­se Off­line) ein­tritt, was dar­auf zurück­zu­füh­ren ist, dass vie­le User das Inter­net zur Recher­che nut­zen, dann aber bevor­zugt den sta­tio­nä­ren Han­del zum Kauf aufsuchen.

Geofences in der Praxis

Sobald ein poten­ti­el­ler Kun­de sich für einen fest­ge­leg­ten Zeit­raum inner­halb die­ser Begren­zung auf­hält und auf sei­nem Smart­phone Apps eines vor­de­fi­nier­ten App-Netz­wer­kes mit Stand­ort­frei­ga­be aktiv hat, wird des­sen Mobi­le-ID an das App-Netz­werk gesen­det. Die­ses spielt die vom Händ­ler vor­de­fi­nier­te sta­ti­sche oder dyna­mi­sche Wer­bung auf das Smart­phone unmit­tel­bar oder zu einen spä­te­ren Zeit­punkt aus. Dies geschieht meis­tens in Form einer Push-Nach­richt, inso­fern der Nut­zer sein jeder­zeit wider­ruf­ba­res Ein­ver­ständ­nis dazu abge­ge­ben hat. Bei­spiel­haft ist die Ver­knüp­fung des Geo­fen­ces mit Wet­ter­da­ten, wor­aus sich die Mög­lich­keit ergibt, gezielt tages­ak­tu­el­le Pro­duk­te zu bewer­ben.  Ein inter­es­san­ter vor­stell­ba­rer Anwen­dungs­fall wäre, poten­ti­el­le Kun­den unter Ver­wen­dung der instal­lier­ten Wet­ter-App unmit­tel­bar auf eine Wet­ter­ver­än­de­rung hin­zu­wei­sen und geeig­ne­te Pro­duk­te wie bei­spiels­wei­se Frost­schutz­mit­tel oder Streu­salz aus dem eige­nen Sor­ti­ment anzubieten.

Nah am potentiellen Kunden mit zielgruppenspezifische Ausspielung

Ein span­nen­des Anwen­dungs-Sze­na­rio ist die Ver­knüp­fung von Geo­fen­ces mit vor­de­fi­nier­ten Ziel­grup­pen. Dabei stellt sich die Fra­ge, wel­che Ziel­grup­pe wel­chen Cou­pon idea­ler­wei­se per­so­na­li­siert zuge­spielt bekommt. Auf der Grund­la­ge der Geo­fence-Daten sowie zusätz­li­cher anony­mi­sier­ter Daten aus den genutz­ten App-Netz­wer­ken kön­nen Home- und Work­zo­nes rele­van­ter Ziel­grup­pen ermit­telt wer­den. Dar­auf basie­rend kön­nen ziel­grup­pen­spe­zi­fi­sche Ange­bo­te gene­riert und in die­sen Gebie­ten aus­ge­spielt wer­den. Schluss­end­lich erhält der sta­tio­nä­re Händ­ler durch Daten­aus­wer­tung nach einer gewis­sen Zeit­span­ne zusätz­lich die Mög­lich­keit, wei­te­re poten­ti­el­le Neu­kun­den über ande­re Kanä­le anzusprechen.

Geofences und Kunden-Apps – Ein Gamechanger ?

Beson­ders zu erwäh­nen sind Kun­den-Apps die es mit Hil­fe von anony­mi­sier­ten Kun­den­pro­fi­len erlau­ben, deut­lich per­so­na­li­sier­ter Ange­bo­te zu unter­brei­ten. Falls ein Kun­de schon ein Online-Kun­den­kon­to besitzt, kön­nen die­sem auf Grund­la­ge sei­nes aus der Bestell­his­to­rie ermit­tel­ten Kauf­mus­ter hoch­gra­dig per­so­na­li­sier­te Cou­pons auf das Smart­phone gesen­det wer­den. Dadurch las­sen sich die Umsät­ze mit die­sem Kun­den im sta­tio­nä­ren Geschäft stei­gern. Mit Ver­las­sen des Geo­fen­ces enden die poten­ti­el­len Nut­zungs­mög­lich­kei­ten kei­nes­falls. Geht der Kun­de zu einen spä­te­ren Zeit­punkt zuhau­se in den Online-Shop des Unter­neh­mens kön­nen dort auf Basis der gesam­mel­ten Daten des sta­tio­nä­ren Ein­kaufs wei­te­re pass­ge­naue Pro­duk­te ange­bo­ten wer­den, wel­che für den Kun­den eine hohe Rele­vanz besitzen.

Abbildung 1: beispielhafte Geofences um Beispielmarkt (blau) und Wettbewerbsstandorte (rot)

Abbil­dung 2: Markt­auf­bau und Bea­con-Stand­or­te im Beispielmarkt

Das auf den Kun­den zuge­schnit­te­ne Wer­be­ver­hal­ten lässt sich sogar noch wei­ter indi­vi­dua­li­sie­ren: eine der sinn­volls­ten und zudem noch rela­tiv leicht umsetz­ba­ren Maß­nah­men ist die Nut­zung soge­nann­ter Bea­cons. Hier­bei han­delt es sich um eine auf den sta­tio­nä­ren Han­del zuge­schnit­te­ne Wei­ter­ent­wick­lung der Blue­tooth-Tech­no­lo­gie. Hier­zu wird ein Sen­der auf Basis der Blue­tooth Low Ener­gy Spe­zi­fi­ka­ti­on genutzt, der mit einem Kun­dens­mart­phone genutzt wer­den kann. Die­se Tech­no­lo­gie ermög­licht es dem sta­tio­nä­ren Ein­zel­händ­ler einen zumeist noch rela­tiv groß­räu­mi­gen Geo­fence sehr klein­tei­lig in ver­schie­de­ne Abschnit­te zu unter­glie­dern. Dadurch lässt sich ein dif­fe­ren­zier­tes Abtei­lungs­kon­zept abbil­den. Die Ver­tei­lung der Bea­cons in den ver­schie­de­nen Abtei­lun­gen des Markts (sie­he Abbil­dung 3 hell­blaue Punk­te) erlaubt eine genaue Aus­wer­tung der Kun­den­ver­weil­dau­er in den ein­zel­nen Abtei­lun­gen. Unter Nut­zung der gewon­ne­nen Daten über die Auf­ent­halts­dau­er kön­nen dem sta­tio­nä­ren Kun­den spä­ter im Online-Shop pas­sen­de Pro­duk­te aus Abtei­lun­gen vor­ge­schla­gen wer­den, die er län­ge­re Zeit besucht hat.

Fazit

Anhand der dar­ge­stell­ten Mög­lich­kei­ten wird deut­lich, wie Geo­fen­ces im Rah­men neu­er Mar­ke­ting-For­men den sta­tio­nä­ren Ein­zel­han­del zuneh­mend prä­gen wer­den. Für Händ­ler erge­ben sich Chan­cen, neue Kun­den zu gewin­nen und den Abver­kauf bei bereits bestehen­den Kun­den zu stei­gern. Durch die  Ver­knüp­fung von Geo­fen­ces mit der Bea­con-Tech­no­lo­gie kann das Ein­kaufs­er­leb­nis für Kun­den ver­bes­sert wer­den. Die­se kön­nen mit indi­vi­du­el­len und per­so­na­li­sier­ten Ange­bo­ten adres­siert wer­den, was die Wahr­schein­lich­keit für einen Kauf deut­lich erhöht. In Ver­bin­dung mit einer pass­ge­nau­en cross­me­dia­len Wer­be­stra­te­gie erhöht der sta­tio­nä­re Han­del durch den Ein­satz von Geo­fen­ces die Wahr­schein­lich­keit,  im zuneh­mend frag­men­tier­ten Markt erfolg­reich zu bestehen und Markt­an­tei­le gegen­über der Online-Kon­kur­renz zu sichern.

Quel­len:

https://www.itwissen.info/Geofencing-geofencing.html (Stand: 17.03.2022)

https://www.akademie-marketing.com/magazin/geofencing/ (Stand 18.03.2022)

https://blog.hubspot.de/marketing/geofencing (Stand 18.03.2022)

https://www.ijert.org/research/smart-geofencing-an-inventive-mobile-marketing-strategy-IJERTV8IS060233.pdf (Stand 21.03.2022)

https://www.digitallogic.co/blog/geofencing-examples/#Examples_of_Geofencing (Stand 23.03.2022)

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