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23. Juni 2022

Mit dem Flugtaxi zur Arbeit? (Teil 2)

Sebastian Mitter
23. Juni 2022
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Mit dem Flugtaxi zur Arbeit? (Teil 2)

Mobilität & Pendlerströme im Wandel

Mit dem Flugtaxi zur Arbeit? (Teil 2)

Mobilität & Pendlerströme im Wandel

Pendlerströme in Bayern

Nach­dem wir in Teil 1 die ver­schie­de­nen Aspek­te von Mobi­li­tät unter die Lupe genom­men und dabei eini­ge Anknüp­fungs­punk­te für die Mar­ke­ting­bran­che her­ge­stellt haben, wid­men wir uns im zwei­ten und drit­ten Teil der Blog­se­rie der Ana­ly­se und Daten­vi­sua­li­sie­rung von Pend­ler­strö­men. Da wir in der male­ri­schen UNESCO-Welt­kul­tur­er­be­stadt Bad Kis­sin­gen in Unter­fran­ken ansäs­sig sind, drängt sich die Ana­ly­se auf bay­ri­scher und im Anschluss auf Land­kreis­ebe­ne förm­lich auf (fein­räu­mi­ge­re Daten sind lei­der nicht frei zugänglich).

Wer zählt zu den Pendlern?

Bevor wir im Detail auf die unter­schied­li­chen Visua­li­sie­rungs­for­men zu spre­chen kom­men, soll­ten wir zum bes­se­ren Ver­ständ­nis zunächst auf den Begriff des Pend­lers eingehen:

Eine Per­son gilt als Pendler*in, wenn sie auf dem Weg zur Arbeit vom Wohn- zum Arbeits­ort eine Ge­mein­de­grenze über­schreitet. Dar­über hin­aus gibt es die Bin­nen­pend­ler, bei denen die Wohn- und Arbeits­ge­mein­de iden­tisch ist. Über­ge­meind­li­che Pend­ler kate­go­ri­siert man wei­ter­hin nach Ein- und Aus­pend­lern. Ein­pend­ler sind erwerbs­tä­ti­ge Per­so­nen, die nicht in ihrer Arbeits­ge­mein­de woh­nen, wohin­ge­gen Aus­pend­ler nicht in der Gemein­de arbei­ten, in der sie wohnen1.

In Deutsch­land woh­nen aktu­ell knapp 33,6 Mil­lio­nen sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­te, von denen knapp 60% (19,6 Mio. im Jahr 2019) zur Arbeit in eine ande­re Gemein­de inner­halb Deutsch­lands pen­deln². Hin­zu kom­men noch ca. 224.000 Pend­ler aus dem Aus­lan­d³. Seit dem Jahr 2000 ist eine stei­gen­de Ten­denz beim Pend­ler­auf­kom­men zu beob­ach­ten, die aller­dings stark mit einem gleich­zei­ti­gen Anstieg der sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten kor­re­liert. Zudem ist in den ver­gan­ge­nen 20 Jah­ren die durch­schnitt­li­che Pen­del­di­stanz ste­tig ange­stie­gen und betrug im Jahr 2019 16,9 Kilometer².

Wozu braucht man Pendlerstatistiken eigentlich?

Die Ver­füg­bar­keit von klein­räu­mi­gen und aktu­el­len Pend­ler­ver­flech­tun­gen haben für die poli­ti­schen und kom­mu­na­len Ent­schei­dungs­trä­ger einen hohen Wert. Aus dem Pend­ler­ver­hal­ten las­sen sich Rück­schlüs­se auf Arbeits­markt­re­gio­nen und die Ver­tei­lung der Wohn­be­völ­ke­rung zie­hen, was unter ande­rem zu einer bedarfs­ori­en­tier­ten Anpas­sung der Ver­kehrs­in­fra­struk­tur beiträgt4.

Auch wir Wer­be­trei­ben­de kön­nen uns die­se Daten zunut­ze machen, indem wir dadurch unser Wis­sen über Ver­kehrs- und Ein­kaufs­strö­me oder die Ziel­grup­pe der „Berufs­pend­ler“ schär­fen. Gera­de für Wer­be­me­di­en wie (Digi­tal) Out-of-Home sind die­se Erkennt­nis­se essen­zi­ell für den Erfolg einer Kampagne.

Wie kann man Pendlerströme einfach und verständlich abbilden?

Neben der her­kömm­li­chen tabel­la­ri­schen Auf­lis­tung von Pend­ler­auf­kom­men, kann man je nach Detail­grad der Ana­ly­se auf diver­se gra­fi­sche Dar­stel­lungs­for­men zurück­grei­fen und so die Über­sicht­lich­keit und Les­bar­keit erhö­hen (frei nach „Eine Kar­te sagt mehr als 1000 Worte“).

In der Kar­to­gra­phie bzw. im Bereich der Daten­vi­sua­li­sie­rung haben soge­nann­te Flow-Maps auf­grund neu­er tech­ni­scher Mit­tel und der ver­stärkt ver­netz­ten Sicht­wei­se der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten in den letz­ten Jah­ren eine Renais­sance erlebt. Flow-Maps zei­gen die Bewe­gung von Infor­ma­tio­nen oder Objek­ten von einem Ursprungs- zu einem Ziel­ort. Die Men­ge wird meis­tens über die Strich­stär­ke der Ver­bin­dungs­li­ni­en abge­bil­det, die Rich­tung über Pfei­le. Somit sind Flow-Maps das Mit­tel der Wahl für die geo­gra­phi­sche Visua­li­sie­rung von Pendlerströmen.

Nach­fol­gend wer­den eini­ge Bei­spie­le von Flow-Maps und alter­na­ti­ven Dar­stel­lungs­for­men für Pend­ler­ver­flech­tun­gen in den bay­ri­schen Land­krei­sen gezeigt.

Statische Flow-Maps*

Die klas­si­sche kar­to­gra­phi­sche Dar­stel­lungs­form ist die sta­ti­sche Kar­te, die ein The­ma zu einem bestimm­ten Zeit­punkt beschreibt. In der fol­gen­den Kar­te sind die Ver­flech­tun­gen der Ein­pend­ler zwi­schen den bay­ri­schen Land­krei­sen, zu benach­bar­ten Land­krei­sen in angren­zen­den Bun­des­län­dern sowie zu den Stadt­staa­ten Ber­lin und Ham­burg im Jahr 2021 zu sehen. Die Lini­en­stär­ke sym­bo­li­siert die Anzahl der Ein­pend­ler. Ohne eine Nor­mie­rung auf die Bevöl­ke­rungs­zah­len tre­ten die Bal­lungs­zen­tren wie Mün­chen und das Städ­te­drei­eck Nürnberg/Fürth/Erlangen mit ihrer gro­ßen wirt­schaft­li­chen Anzie­hungs­kraft natur­ge­mäß optisch stark hervor.
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Interaktive Webkarten*

Der­sel­be Sach­ver­halt kommt in einer Web­an­wen­dung in einem etwas moder­ne­ren Gewand daher, da man durch klei­ne Ani­ma­tio­nen und das mini­ma­lis­ti­sche Design die eher nüch­ter­ne The­ma­tik spie­le­risch auf­wer­ten kann. So kann der End­nut­zer unter fol­gen­der Web­sei­te je nach Inter­es­se oder per­sön­li­chem Bezug ein­zel­ne Land­krei­se inter­ak­tiv anwäh­len und deren Top 20 Ein­pend­ler­re­gio­nen ansehen.

https://maps.prospega.de/commuter_bavaria/

Dynamische Modellierung durch animierte Karten*

Die Wie­der­auf­er­ste­hung des tot­ge­glaub­ten GIFs blieb auch den Kar­to­gra­phen nicht ver­bor­gen: So las­sen sich mit die­ser ani­mier­ten Form der Kar­ten­dar­stel­lung z.B. zeit­li­che Trends wun­der­bar dar­stel­len. In die­sem Bei­spiel wird die Ent­wick­lung des Pend­ler­sal­dos (=die Dif­fe­renz zwi­schen Ein- und Aus­pend­lern) auf Kreis­ebe­ne zwi­schen 2013 und 2021 visua­li­siert. Wäh­rend vie­le Krei­se sta­bi­le Sal­di auf­wei­sen, haben ande­re wie­der­um eine sehr dyna­mi­sche Ent­wick­lung hin­ter sich (bspw. die Stadt Mün­chen und das wei­te­re Umland).
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Klassische charts*

Ist der exak­te zeit­li­che Ver­lauf von Ent­wick­lun­gen ein­zel­ner oder meh­re­rer Objek­te (in die­sem Fall Land­krei­se) von Inter­es­se, kann man alter­na­tiv auch auf kon­ven­tio­nel­le Lini­en­dia­gram­me zurück­grei­fen, die wie unten getrennt als soge­nann­te small mul­ti­ples oder aber auch bei über­schau­ba­rer Anzahl in einem Mehr­fach­li­ni­en­dia­gramm dar­ge­stellt wer­den kön­nen. Hier wird noch ein­mal mehr die oben beschrie­be­ne Pend­ler­dy­na­mik in Mün­chen Stadt und Land offen­kun­dig. Auch zwi­schen­zeit­li­che Aufs und Abs wie bei­spiels­wei­se die stark abkni­cken­de Kur­ve zwi­schen 2019 und 2021 im Fall von Bad Kis­sin­gen wer­den durch die­se Visua­li­sie­rungs­form deutlich.
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Quel­len:
[1] IT.NRW 2020; Bun­des­agen­tur für Arbeit 2021
[2] Deutsch­land­at­las
[3] Bun­des­agen­tur für Arbeit
[4] https://link.springer.com/article/10.1007/s11943-021–00294‑z

*alle hier gezeig­ten Gra­fi­ken sind geis­ti­ges Eigen­tum der pro­s­pe­ga GmbH und müs­sen im Fal­le der Ver­brei­tung mit Quel­len­an­ga­be ver­se­hen werden

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